
Schalke 04 versuchte das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg mit halber Kraft zu gewinnen und musste erkennen, dass dazu die Klasse fehlt. Das Ergebnis waren weitere Punktverluste und ein erneut enttäuschtes Publikum.
Wir können mit dem Punkt nicht so gut leben. Das ist es, was mich stört, nicht das Spiel selbst. Das wir vor den entscheidenden Wochen verhalten begonnen haben, war richtig. Wir haben das Spiel kontrolliert und nicht viel zugelassen. In der 2. Halbzeit haben wir richtig Gas gegeben, viele Torchance herausgespielt, aber nicht das zweite Tor gemacht.
Felix Magath setzt Prioritäten. Das letzte Fünkchen Hoffnung auf den fünften Tabellenplatz wurde von Borussia Mönchengladbach ausgeblasen. Mittwoch, im München um 20:30 Uhr wird Schalkes Hail-Mary-Spiel der Saison 2010/2011 angepfiffen. Eine Woche später geht es in Gelsenkirchen gegen Valencia vor allem um viel Geld. Felix Magath störte das von Unzulänglichkeiten geprägte Schalker Spiel gegen Nürnberg also nicht. Mich schon, und rund 90% der 61.431 Zuschauer auch.
Die erste Halbzeit war schlicht grausam anzuschauen. Schalker Drang gab es erst in der zweiten Hälfte, aber beileibe nicht in der ganzen, wie des Trainers Aussage suggerieren wollte. Es begann mit Raúls Tor in der 52. Minute, wurde durch die Einwechslung Julian Draxlers in der 55. Minute verstärkt und endete in der 68. Minute, mit der verletzungsbedingten Auswechslung Sergio Escuderos.
Dazwischen war alles ganz anders: Wo zuvor das übliche Loch hinter Raúl und Huntelaar gähnte wirkte nun Julian Draxler, und auch Manuel Jurado rückte weiter in die Mitte. Linksverteidiger Sergio Escudero rückte auf und machte auf dem linken Flügel dampf. Raúl war wieder mal überall, stets anspielbar und Strippenzieher dieses Offensivgeflechts, das in dieser Zeit, da es mal zusammenhängend agierte, zeigte, wie es funktionieren kann. Knappe 20 Minuten.
Schon ab der 70. Minute ließ Schalkes Druck wieder nach und Nürnberg wusste sich gegen das Draxler/Jurado-Übergewicht im Mittelfeld zu organisieren. Auf den Rängen quälte sich unsereins weitere 20 Minuten durch enttäuschte Hoffnungen, während die Blauen auf dem Rasen eher zufällig entstandene Chancen voller Selbstzweifel (Huntelaar) oder mit aufreizender Lässigkeit (Jurado) vergaben.
Zum Schluss, nach Markus Mendlers großen Chance für Nürnberg, hätte man wohl froh sein sollen, dass der Club nicht noch gewann. Zu diesem Zeitpunkt war’s mir aber mittlerweile auch schon egal. Zünden wir also eine Kerze und beten wir zu Maria, oder zumindest zum demnächst seligen und irgendwann heiligen Johannes Paul, Ehrenmitglied des FC Schalke 04. Der Glaube an ein irdisches Gelingen ohne himmlischen Bestand, im Pokalspiel gegen Bayern München, fehlt mir völlig.
Foto: Jochen Riggert